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VERMESSER MÜSSEN AM GERÄT STEHEN

Wo Online-Lehre an ihre Grenzen stößt

Einige Grenzen der Online-Lehre traten im Sommersemster 2020 klar zu Tage: Praxisorientierte Fächer etwa hatten es schwerer.

 

Das Sommersemester 2020 wird auch als das Semester in Erinnerung bleiben, in dem Online-Lehre fast alternativlos war. Den Sprung ins kalte Wasser mussten alle wagen, er gelang mal besser, mal schlechter, ohne Zweifel aber haben alle eine Menge dabei gelernt. Klar ist hingegen auch: Für manche Fächer war der Sprung groß, aber machbar, sie sind im digitalen Raum zu Hause, etwa die Geoinformatik. In anderen Bereichen konnte der Sprung nur bedingt gelingen. “Vermesser müssen irgendwann am Gerät stehen, auf den Knopf drücken und sehen, was passiert!”, so Margaritha Vogt, Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Fachrichtung Geoinformatik und Vermessung. Zunächst sah es so aus, als würde dieser Teil der Lehre, die praktische Übung am Gerät, im Sommersemester 2020 komplett ins Wasser fallen.

 

Ausgetüfteltes Laborkonzept

Nach und nach wurde klar: Ein bisschen Praxis ist möglich. Und so freuten sich die Studierenden des 2. Semesters sehr, als nach vielen Wochen der Online-Lehre Anfang Mai die Übung “Sensorik” mit zwei Aufgaben in zwei verschiedenen Laboren an der Hochschule stattfand. 

 

Was normalerweise einige Stunden dauert, erstreckte sich über mehrere Tage.

 

Der organisatorische Aufwand bei der Vorbereitung war, so Prof. Dr. Martin Schlüter, außerordentlich hoch: Viele der Studierenden waren gar nicht in Mainz und reisten extra für die Übung an. In einem Laborkonzept mit Beschilderung für den Einbahnverkehr war festgelegt, wer sich zu welchem Zeitpunkt in den beiden Laboren aufhalten darf und durch welchen Ausgang diese verlassen werden müssen. Immer zwei Studierende auf einmal führten eine Übung mit viel Abstand und Mund-Nasenschutz gemeinsam durch; was normalerweise einige Stunden dauert, erstreckte sich so über mehrere Tage. Stets war es danach die Aufgabe von Vermessungstechniker Sven Kaulfersch, zuständig unter anderem für die Bereitstellung des Übungsequipments, alle Geräte komplett zu desinfizieren. Die Dankbarkeit der Studierenden war der Lohn für den Aufwand: “Ich fand's super! Praktischer Unterricht, wenigstens ein paar Freunde sehen", so Ilka Weber, "und ich habe es genossen, das Rotiergeräusch des Tachymeters wieder zu hören."

 

In der Zwischenzeit konnten weitere Übungen in begrenztem Umfang durchgeführt werden. Das Gespräch mit den Studierenden verstärkt die Gewissheit, dass der praktische Umgang mit den Vermessungsinstrumenten für Verständnis und Vertiefung der in den Vorlesungen vermittelten Theorie unabdingbar ist. Und: Online-Lehre kann den persönlichen Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden nur begrenzt ersetzen. Für Prof. Dr. Renate Czommer, Studiengangsleiterin der Fachrichtung Geoinformatik und Vermessung, steht daher fest: “Im kommenden Wintersemester werden wir alles daran setzen, den praktischen Anteil an der Lehre in extrem kleinen Gruppen und mit erhöhtem Personaleinsatz wieder auf ein mögliches Maximum hochzufahren.”

Autorin:

Nicole Bruhn, Kommunikation, Interdisziplinäre Projekte i3mainz