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Erfahrungsbericht Aus­lands­se­mes­ter WiSe 22/23 an der Universitat de Valéncia

von Hendrik Ebel

Vorbereitung

Seit Beginn meines Studiums an der HS Mainz hatte ich mich schon auf mein Auslandssemester gefreut, da meine Schwester dies bereits einige Jahre zuvor gemacht hat und nur davon schwärmte. Aufgrund der immer noch bestehenden Unsicherheit was die Corona-Pandemie angeht, wollte ich auf jeden Fall in Europa bleiben, um das Risiko eines Abbruchs zu minimieren. Als erste Priorität entschied ich mir für Lissabon, daher war ich zuerst etwas enttäuscht, dass ich mit Valencia nur meine zweite Priorität bekam. Anschließend wurde die Vorfreude etwas gedrückt durch das mangelnde Angebot an englischsprachigen Kursen an der Universitat de València, welche die Chance boten, an der HS Mainz anerkannt zu werden. Mit meinen Grundkenntnissen in Spanisch habe ich mir ein komplettes Semester in dieser Sprache nicht zugetraut. Da ich Digital Media studiere, gab es an der HS für Bachelor-Kurse nur wenige bis gar keine Vorschläge und alles musste selbstständig herausgesucht und mit den Studiengangsleitern besprochen werden. Das International Office konnte hier leider nur wenig helfen. Letztendlich absolvierte ich drei Kurse mit jeweils 6 ECTS, welche die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Anerkennung boten (International Business Management, Change and Innovation Management, Consumer Behavior).

Unterkunft

Meine Wohnung habe ich über Facebook gefunden. Dort habe ich in ein paar Gruppen für die Zimmervermietung an Erasmus-Studierende eine Anzeige geschrieben. Ich habe mich kurz vorgestellt und beschrieben, was ich suche. Bereits nach wenigen Stunden war ich mit mehreren Vermietern in Kontakt und habe mich für die schönste Wohnung und den vertrauenswürdigsten Vermieter entschieden. Die Wohnung lag im Stadtteil Ayora, im Osten der Stadt. Es war nicht der schönste Stadtteil, aber die Lage hätte nicht besser sein können. Direkt vor dem Haus war eine Fahrradstraße inklusive Fahrradstation. Von hier aus war man in ca. 10 Minuten mit dem Fahrrad in der Altstadt, an der Uni oder am Strand. Das Highlight war die Dachterrasse, auf der ich viele Stunden in der Abendsonne verbracht habe. Der einzige Minuspunkt war leider die WG-Zusammensetzung, da ich mit drei Deutschen zusammengewohnt habe. Darauf hat man aber natürlich keinen Einfluss im Vorhinein.

Studium an der Gasthochschule

Glücklicherweise waren in diesem Semester wieder alle Veranstaltungen in Präsenz, sodass man viel an der Uni war, ein Campus-Feeling bekam und schnell Kontakte knüpfte. Das Studium an der Universitat de València ist ganz anders als ein typisches Studium an einer deutschen Hochschule/Universität. Es gibt wöchentlich Assignments und Präsentation, die in den meisten Fällen in Gruppenarbeit bearbeitet und gehalten werden müssen. Da mein Studiengang Digital Media an der HS Mainz allerdings ähnlich funktioniert, war es für mich keine große Umstellung. Studierende von anderen Unis hatten hier sehr viel größere Probleme. Dennoch ist die Arbeitsbelastung ab Mitte des Semesters doch sehr hoch geworden, obwohl ich nur drei Kurse belegt habe. Glücklicherweise werden die Abgaben allerdings meistens sehr gut bewertet, wenn man sich an die Vorgaben hält und alles gewissenhaft bearbeitet. Mir ist allerdings aufgefallen, dass spanische Dozent:innen ihre
Anforderungen eher schlecht herüberbringen und man sehr viel Nachfragen muss. Wenn man dies nicht tut, bekommt man im Zweifel für die Abgabe eine schlechtere Note, weil etwas gefordert war, was nie kommuniziert wurde. In dieser Hinsicht war an der UV alles eher unorganisiert und wurde auf die leichte Schulter genommen. Einen detaillierten Syllabus hatte ich in keinem der Fächer. Zusätzlich wird am Ende des Semesters noch eine Klausur geschrieben, die meist zwischen 50-60% der Gesamtnote ausmacht. Diese waren tatsächlich deutlich schwieriger als die vorherigen Abgaben und werden auch strenger benotet.

Alltag & Freizeit

Im September, Oktober und teilweise auch November haben wir viel Zeit am Strand verbracht. Im September bei 35+ Grad war es immer eine willkommene Abkühlung, aber auch im November waren die Temperaturen noch über 25 Grad, sodass man seine Zeit dort gut verbringen konnte. Mindestens einmal muss man sich auch am Strand den atemberaubenden Sonnenaufgang über dem Meer angeschaut haben. Sonnenaufgang am Stadtstrand und Marina Beach-Club Um abends auszugehen, bietet sich der Stadtteil Russafa am meisten an. Zum einen gibt es hier unendlich viele gute und günstige Bars und Restaurants und zum anderen ist es für mich auch der schönste Stadtteil gewesen. Die positive Atmosphäre vor allem in der Abendsonne ist für mich der Inbegriff von Spanien. Was Clubs angeht, gibt es ebenfalls genug Auswahl. Von kleinen Clubs nahe der Uni, wo meistens die Erasmus-Partys stattfinden, über Tanz-Bars in El Carmen, bis hin zu den großen
Clubs, wo auch mal internationale DJs auflegen. Letzteres hat mir persönlich am meisten Spaß gemacht. Das Marina ist ein bekannter open-air Beach-Club, wo meistens Techno läuft. Das Mya/Umbracle ist an der Cidudad de las Artes y las Ciencias. Es ist sowohl outdoor als auch indoor und dort wird ebenfalls Techno, aber auch Pop/Hip-Hop gespielt. Man muss auf jeden Fall mal alles gemacht haben. Wenn man sich früh genug um Tickets kümmert, bekommt man
über Happy Erasmus sogar Freikarten als Erasmus-Studierende. Die Getränke sind hier allerdings sehr überteuert. Zudem kann ich empfehlen für einen oder mehrere Tage mit Freunden ein Auto zu mieten und die Umgebung von València zu erkunden. Dort kann man super wandern gehen und findet auf dem Weg die eine oder andere abgelegene Bucht, die zum großen Stadtstrand eine schöne Abwechslung ist.

Fazit


Nach meiner beschriebenen ersten Enttäuschung, dass ich meine Erstwahl Lissabon nicht bekommen habe, bin ich heute umso glücklicher darüber. València ist eine unglaubliche Stadt, die einen Nichts missen lässt. Die Uni ist zwar kein Selbstläufer, aber dennoch gut machbar und der Strand und die diversen Parks bieten auf jeden Fall genug Möglichkeiten, den Kopf wieder freizukriegen. Ich kann jedem nur ans Herz legen ein Auslandssemester in València zu machen. Man trifft viele neue Menschen aus aller Welt, knüpft neue Freundschaften und hat eine rundum unvergessliche Zeit. Ich werde sicherlich noch mehrere Male dorthin fahren und kann mir sogar vorstellen, dort eine Zeit lang zu leben und zu arbeiten.

Tag der valenzianischen Gemeinschaft auf dem Rathausplatz

Sonnenuntergang in Russafa 

Marina Beach-Club 

Sonnenaufgang am Stadtstrand 

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