Die Forschungsgruppe Holz und Kunststoffe nimmt vom 22.-26.06.2025 an der renommierten World Conference on Timber Engineering (WCTE) in Brisbane, Australien, teil. Die WCTE ist das weltweit führende Forum für Innovationen im Holzbau. Als deutscher Vertreter wurde Prof. Dr. Kay-Uwe Schober in das International Scientific Committee der Konferenz berufen. Er übernimmt die Leitung des neu eingerichteten Themenschwerpunkts „Engineering Bamboo“ und stellt das an der Hochschule Mainz gestartete Transferprojekt BambooJoint vor, welches durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert wird.
Bambus gilt als echter Hoffnungsträger im nachhaltigen Bauen, denn er wächst extrem schnell, ist leicht, stabil und vielseitig einsetzbar. Seit mehreren Jahren erforscht die Hochschule Mainz das Potenzial dieses besonderen Naturmaterials intensiv. Studierende und Forschende aus den Bereichen Bauingenieurwesen und Innenarchitektur arbeiten gemeinsam mit Praxispartnern daran, Bambus unter technischen, gestalterischen und konstruktiven Gesichtspunkten weiterzuentwickeln – von der Verbindungstechnik über Faserverbundmaterialien bis hin zu innovativen Tragwerken. Das Projekt BambooJoint knüpft an diese Forschungsarbeiten an und greift die zentrale Herausforderung einer zuverlässigen Verbindung runder Hohlquerschnitte im Bambusbau auf. Ziel ist ein montagefreundliches, (teil-)vorgefertigtes Verbindungssystem – materialgerecht, kosteneffizient, ästhetisch und vor allem klimaneutral.
Die Hochschule Mainz entwickelt hierfür einen biobasierten Kompositwerkstoff und testet die Belastbarkeit der Verbindung für den sicheren Einsatz im Hochbau. Partner im Projekt ist die Modell- und Formenbau GmbH Sachsen-Anhalt (MFSA), die das passende Fertigungsverfahren beisteuert. Grundlage der Entwicklung sind unter anderem Synergien aus früheren Forschungsprojekten der Hochschule sowie einer kooperativen Promotion. „BambooJoint ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich innovative Verbindungstechniken und nachhaltige Materialien zu zukunftsfähigen Bauweisen vereinen lassen – funktional, ästhetisch und ökologisch.“, so Prof. Dr. Kay-Uwe Schober.
Bild: v.l.n.r. Maximilian Leonhard Müller, Christian Pinger (beide Promovenden am FB Technik, Forschungsgruppe Holz und Kunststoffe) und Jens Garlin (Modell- und Formenbau GmbH Sachsen-Anhalt (MFSA))
Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Programms DATIPilot der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI). Erstmals wurden Projekte im Auswahlprozess in einem öffentlichen Pitch-Wettbewerb bewertet – mit Fokus auf gesellschaftliche Relevanz, Innovationspotenzial und Verständlichkeit. BambooJoint war nicht nur das einzige geförderte Bauprojekt aus Rheinland-Pfalz, sondern erreichte auch eine Top-Platzierung im Jury-Voting. Die Präsentation übernahm ein engagiertes Team bestehend aus Prof. Schober, Unternehmenspartner Jens Garlin und Doktorand Christian Pinger – und überzeugte mit einer lebendigen, praxisnahen Vorstellung der Transferidee. Inzwischen wurde bereits ein erstes Modell im Maßstab 1:1 produziert und erfolgreich getestet. Die positiven Rückmeldungen aus Forschung und Praxis motivieren zur Weiterentwicklung. Gemeinsam mit neuen und bestehenden Partnern – darunter die Universidad del Norte in Kolumbien sowie die Fachrichtung Architektur der Hochschule Mainz – soll BambooJoint künftig auch in anderen gesellschaftlich relevanten Anwendungsfeldern eingesetzt werden.
Neben BambooJoint findet auch der zweite Beitrag aus Mainz auf der WCTE internationale Beachtung. Doktorand Maximilian Leonhard Müller präsentiert ein KI-gestütztes Verfahren zur Klassifizierung von Laubrundholz – eine wichtige Innovation für eine nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft.
Weiterführende Links:
WCTE 2025 - World Conference on Timber Engineering, June 2025